Indien l Januar 2024
Ohne Zweifel ist Indien ein faszinierendes Land. Mit seinen farbenfrohen Gewändern, den aromatischen Gewürzen, seiner Geschichte und Kultur sowie seinen architektonisch interessanten Gebäuden zieht Indien viele Menschen verständlicherweise in seinen Bann.
Doch leider hat die größte Demokratie der Welt mit über 1,4 Milliarden Einwohnern auch traurige Schattenseiten. Nach Angaben der Weltbank haben rund 44 % der Einwohner Indiens weniger als einen US-Dollar pro Tag zur Verfügung. Dies wird unter anderem auch durch das gesellschaftliche Kastensystem gefördert, welches die indische Gesellschaft weiterhin stark prägt, obwohl das System seit 1950 gemäß Verfassung außer Kraft gesetzt wurde.
Armut dient als Nährboden für den Menschenhandel. Laut Reuters verzeichnet Indien über 20 Millionen Opfer von Menschenhandel und ist somit weltweit am stärksten von diesem illegalen Geschäft betroffen. Rund 16 Millionen Frauen und Mädchen sind im Sexhandel gefangen. Polizei und Justiz gehen gegen diese Verbrechen nur zögerlich vor, und nur selten werden Täter verurteilt. Die gängigsten Arten des Menschenhandels sind: • Zwangsarbeit (Haushalt, Fabrik, Baustelle, Landwirtschaft etc.)
• Zwangsprostitution / Tempelprostitution / Sextourismus
• Zwangsheirat / Kinderehen
• “Geburtenfabrik”
• Verkauf von Babys
• Organhandel
• Pornoindustrie
Besonders in abgelegenen Gebieten, wo der Bildungsstand tief ist und die Armut gross, sind Menschen in der Gefahr, ausgebeutet zu werden. Viele Eltern aus der untersten Gesellschaftsschicht in Indien begreifen nicht, wie wichtig der Schulbesuch für ihre Kinder ist. Viele schicken ihre Kinder stattdessen aufs Feld zum Arbeiten, wodurch diesen die grundlegende Voraussetzung für eine bessere Zukunft verwehrt wird. Somit sind besonders Kinder und Jugendliche gefährdet, durch falsche Versprechen, Entführungen und/oder den Verkauf durch die eigenen Eltern im Menschenhandel zu landen und für immer zu verschwinden.
Hort - ein Ort des Schutzes & der Vorbereitung für die Zukunft
Regelmäßig besuchen rund 45 Dalit-Kinder und Jugendliche (Angehörige der untersten Kaste) den von SOLVA unterstützten Hort. Dort fühlen sie sich geschützt und können mit den Betreuern über ihre oft schwierigen Lebenssituationen sprechen. Viele von ihnen sind sogenannte Dropouts, Kinder, die die Schule kaum besucht haben. Dank der Lernunterstützung im Hort haben es mittlerweile viele dieser Kinder geschafft, in staatliche Schulen aufgenommen zu werden. Dadurch wird nicht nur eine Grundlage für ihre Zukunft gewährleistet, sondern sie werden auch vor Ausbeutung geschützt.
Kein Kind und kein Jugendlicher sollte jemals in den Menschenhandel geraten. Wir sind enorm dankbar für die Arbeit, die die Mitarbeiter von SOLVA vor Ort leisten. Der Hort hat sich als Licht auf dem Zukunftspfad vieler Kinder erwiesen, die möglicherweise Opfer des Menschenhandels geworden wären. Wir danken allen, die diese wichtige Hilfe für eine nachhaltig bessere Zukunft für weitere Kinder und Jugendliche ermöglichen.
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